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„In Auschwitz waren wir dann nur noch eine Nummer“Auschwitz-Überlebender Heinz HESDÖRFFER in Konrad-Adenauer-Schule

Angespannte Ruhe herrschte in der Aula der Konrad-Adenauer-Schule – obwohl rund 180 Jugendliche für knapp zwei Stunden eng zusammen saßen. Denn der Gesprächspartner, der sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler an der Petersberger Realschule stellte, war einer der immer weniger werdenden Zeitzeugen, die das Konzentrationslager Auschwitz überlebt haben. Heinz Hesdörffer hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jugendlichen in ganz Deutschland von seinem persönlichen Schicksal, aber auch dem Schicksal all jener zu berichten, die dem Naziterror im Dritten Reich zum Opfer fielen. Inzwischen ist über seine Erlebnisse unter anderem ein Film („Schritte ins Ungewisse“) entstanden, seine Aufzeichnungen sind als Buch („Bekannte traf man viele“) mittlerweile in mehrere Sprachen übersetzt worden.

Der fast 92jährige Hesdörffer, der lange in Südafrika lebte und arbeitete, bevor er 2009 nach Frankfurt zog, kommt dabei nicht mit einem vorbereiteten Vortrag zu den jungen Leuten. „Sie sollen fragen, was sie bewegt, was sie wissen wollen“ lautet sein Credo, und so entwickelt sich ein bewegendes Zwiegespräch (mit wechselnden Fragestellern) zwischen dem Holocaust-Überlebenden und Vertretern jener Generation, die die Nazigräuel, wenn überhaupt, nur aus der Geschichte kennt. Viele sehr persönliche Fragen werden gestellt. „Wie viele Verwandte und Angehörige von Ihnen sind umgekommen?“ Ruhig und sachlich kommt die Antwort, niemand außer ihm habe überlebt. Die Beklemmung ist spürbar. „Haben Sie eine Häftlingsnummer?“ – „Jeder von uns wurde tätowiert. Das Datum und die Durchführung der Tätowierung mussten wir durch unsere Unterschrift bestätigen. In Auschwitz waren wir dann nur noch eine Nummer.“

Viele der Fragen zielen auf die Lebensbedingungen in den Lagern ab, von denen er nach seiner Flucht nach Holland von Amsterdam aus zunächst nach Theresienstadt und von da aus schließlich ins berüchtigte Lager Auschwitz gelangte. Er berichtete von Krankheiten und Misshandlungen, von denen ihm die Schläge eines jüdischen Hilfsaufsehers („es war ein jüdischer Sadist“) den Verlust seines Gehörs einbrachten. Wer überleben wollte, musste sich durchsetzen, und etwas zu erlangen, musste man Zigaretten und Lebensmittel als Zahlungsmittel einsetzen.
Ob sich denn auch Nazis bei ihm für das zugefügte Leid entschuldigt hätten, wollte jemand wissen. Mit einer Spur Bitterkeit in der Stimme erklärte Heinz Hesdörffer, dass wohl alle irgendwie davongekommen seien. Zunächst in ganz normaler Bekleidung in den Wirren des Kriegsendes untergetaucht wurden sie dann wohl rasch Bestandteil des funktionierenden Lebens der neuen Bundesrepublik.

Eine beeindruckende Begegnung im Rahmen des Politikunterrichts an der Petersberger Realschule (als Gäste waren auch 45 Schüler der Konrad-Duden-Schule Bad Hersfeld zugegen) wird sicher noch lange in Erinnerung bleiben. Initiiert und koordiniert wurde die Begegnung von PoWi-Lehrer Stefan Metzler, der sich mit einem Wahlpflichtkurs der Klasse 10 dieses Themas annimmt. Heinz Hesdörffer hat die Einladung nach Fulda auch aus dem Grund angenommen, dass von Fulda aus seinerzeit sowohl seine Mutter als auch seine Tante in die Deportation gerieten und nicht wieder zurückkehrten.+++